Baby Led Weaning oder Brei?

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Vielleicht geht es dir auch so? Wenn Du nach Informationen zur Beikost suchst, dann stößt Du recht schnell auch auf das „Baby Led Weaning“. Im deutschen hat sich dafür der Begriff Babygeleitete Beikost oder auch recht plakativ Breifrei durchgesetzt. Und vielleicht fragst du dich auch gerade welche Beikost Variante besser ist: Baby Led Weaning oder Brei?

Was bedeutet eigentlich BLW

Was bedeutet eigentlich Baby Led Weaning (Breifrei)

Baby Led was? Ich gebs zu, kein sehr eingängiger Name. Aber er beschreibt deutlich besser, worum es bei dieser Beikostvariante geht, als z.B. Breifrei.

Bei der Babygeleiteten Beikost gibt es einige wichtige Punkte, denen eine gewisse Grundhaltung dem Kind gegenüber zugrunde liegt. Und die sich von den üblichen Breifahrplänen unterscheiden:

  • Selbstbestimmung des Babys
    Dein Baby bestimmt selbst was und wie viel es essen möchte. Es wird nicht gefüttert sondern nimmt sich das Essen selbstständig. Zunächst mit den Händen und später auch mit Löffel oder Gabel
  • Weiter stillen nach Bedarf
    Ein wichtiger Kernpunkt ist auch, dass weiterhin nach Bedarf gestillt wird, anstatt dass das Stillen durch die Beikost zu ersetzen. Baby Led Weaning ist keine Methode um schnell abzustillen (und normale Beikost sollte das auch nicht sein).
  • Festes essen vom Familientisch
    Es wird kein Brei angeboten (mal abgesehen von Grieß- oder Kartoffelbrei 😉 ) sondern ganz normale feste Kost vom angepassten Familientisch. Dein Baby lernt das Essen so gleich in einer großen Geschmacks- und Konsistenz-Vielfalt kennen.

ABER: Baby Led Weaning ist nicht das gleiche wie Fingerfood! Das ist ein häufiger Trugschluss (auf dem übrigens auch die Kritik an BLW einiger Fachverbände beruht). Dazu aber später mehr.

Baby Led Weaning oder Brei - Vorteile einer Babygeleiteten Beikost

Baby Led Weaning oder Brei – Vorteile von Breifrei

Zunächst möchte ich mal die Vorteile einer Babygeleiteten Beikost aufzählen (bei der Liste besteht aber kein Anspruch auf Vollständigkeit):

Fördert die Motorik

Bei der Breifreien Beikost Einführung hat Dein Baby bei jeder einzelnen Mahlzeit Gelegenheit seine Motorischen Fähigkeiten zu testen und weiter auszubauen. Es lernt immer gezielter Greifen und verbessert seine Hand-Auge Koordination.

Das Kind behält sein natürliches Sättigungsgefühl

Da Dein Kind bei der Babygeleiteten Beikost immer selbstbestimmt isst, behält es sein Bewusstsein für Hunger und Sättigung. Das legt den Grundstein zu einer gesunden Ernährung im späteren Leben.

Kein Überfüttern möglich

Eng damit zusammen hängt auch die Tatsache, dass ein Überfüttern bei Baby Led Weaning nicht möglich ist. Denn das Kind isst selbstbestimmt und somit nur das was es braucht um satt zu sein. Beim Füttern ist man schneller geneigt zum Aufessen zu animieren („ein Löffelchen geht noch“)

Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt

Wenn alle zusammen und vor allem alle das gleiche Essen kann sich Dein Kind wirklich dazugehörig fühlen. Essen ist viel mehr als nur Nahrung, sondern hat auch einen starken sozialen und kulturellen Aspekt, der dem Kind so nicht vorenthalten wird.

Erst kauen lernen dann schlucken

Kinder die von Beginn an feste Nahrung bekommen, lernen zuerst, wie sie diese im Mund manipulieren und zerkleinern müssen, bevor sie das erste Mal wirklich etwas herunter schlucken. Damit einher geht oft ein häufigeres auslösen der Würgereizes, was aber völlig normal und in der Regel ungefährlich ist.

Kein späteres Umlernen auf feste Kost nötig

Bei Kindern die mit Brei starten ist es andersherum, wie im letzten Punkt beschrieben: die Kinder lernen erst dass sie  Essen einfach schlucken können, und werden dann an feste Nahrung herangeführt, bei der sie dann lernen müssen zu kauen, bevor sie schlucken können. Dabei ist es nicht nötig diesen Zwischenschritt zu machen, denn Kinder sind sehr wohl in der Lage feste Nahrung zu essen, sobald sie Beikostreif sind.

Einfacher, weil alle das gleiche essen

Ein entscheidender Vorteil ist (zumindest aus meiner Sicht als bekennend faule Mama), dass man nicht extra kochen/zubereiten muss, sondern Dein  Baby einfach mit allen anderen am angepassten Familientisch mitessen kann. Und das Dein Baby isst, während Du isst! So kannst Du (vergleichsweise) in Ruhe essen und musst nicht extra Zeit zum Füttern investieren.

Baby Led Weaning oder Brei - Vorteile von Brei-Kost

Baby Led Weaning oder Brei – Vorteile von Brei-Kost

Natürlich hat auch eine Beikost Einführung mit Brei Vorteile:

Weniger Lebensmittelverschwendung

Seien wir mal ehrlich: beim Selbstessen landet am Anfang echt viel vom Essen auf dem Boden, da führt kaum ein Weg dran vorbei. Erst dauert es etwas, bis Dein Baby das Essen motorisch so gut hinbekommt, dass weniger davon ausversehen über die Tischkante rutscht. Und wenn es das dann kann kommt gerne die Phase, in der immer und immer wieder die Schwerkraft getestet wird 😉
Der Verschwendung kann man etwas entgegenwirken, wenn man eine Folie/Wachstuch/Tischdecke auf dem Boden ausbreitet. Dann können größere Stücke aufgehoben und wieder angeboten werden. Trotzdem wird gerade am Anfang, wenn noch geübt und probiert wird, recht viel an Lebensmittel weggeworfen.

Weniger Dreck

Wer kennst sie nicht, die Bilder von selbstessenden Babys, die von oben bis unten mit Nudelsauce, oder Reis bedeckt sind. Niedlich! Aber nur, wenn man es nicht auch saubermachen muss 😉 Das Sauber machen nach dem Essen beschränkt sich ja nicht nur aufs Baby. Sondern betrifft auch noch einen nicht zu unterschätzenden Radius ums Baby herum. Und das kann ganz schön anstrengend sein. Also definitiv ein Punkt für Brei! Allerdings sollte man den Babys auch bei Brei-Kost immer wieder die Möglichkeit geben (am besten bei jeder Mahlzeit) das Essen anzufassen. Ganz ohne Schmiererei  kommt man also auch da nicht aus. Und spätestens wenn die kleinen nach einigen Monaten an den Familientisch wechseln, sieht es ähnlich aus, wie bei den Breifreien-Essern 😉 Aber so lässt es sich etwas nach hinten verschieben und man hat mehr Zeit sich daran zu gewöhnen.

Mehr Kontrolle

Bei einer Beikost Einführung mit Brei siehst Du viel besser, wie viel Dein Kind gegessen hat und Du hast mehr Kontrolle was Dein Kind isst, bzw. wovon wie viel. Bei der Breifreien Alternative kann sich Dein Kind die Lieblingsspeisen aus den angebotenen Lebensmitteln herauspicken. Für manche Eltern ist es sehr wichtig, die Kontrolle zu haben und sie fühlen sich sehr unwohl damit, ihrem Baby freie Hand zu lassen (im wahrsten Sinne des Wortes!). Und das ist OK! Solange es in einem normalen Rahmen bleibt und kein Druck aufs Kind ausgeübt wird, kannst Du die Art der Beikost wählen mit der Du dich wohl fühlst.

Kann man BLW und Brei kombinieren?

Kann man Baby Led Weaning und Brei mischen?

Die Breifreie Ernährung ist nicht für jeden das Richtige. Nicht für jedes Baby, und für jede Familie erst recht nicht. Beide Seiten haben, wie wir gesehen haben ihre Vor- und Nachteile. Deshalb fragen sich viele Mütter und Väter: Kann man Baby Led Weaning und Brei kombinieren?

Baby Led Weaning ist nicht gleich Fingerfood

Viele Eltern, die BLW und Brei kombinieren wollen, denken, es reiche dem Kind zusätzlich zum Brei ein wenig Fingerfood hinzulegen und schon wäre es Baby Led Weaning. Aber das stimmt nicht. Natürlich ist ein Punkt der Babygeleiteten Beikost Einführung, dass das Baby feste Nahrung bekommt. Bei Baby Led Weaning handelt es sich aber mehr um eine Einstellung dem Kind gegenüber, und dass seine Bedürfnisse den Weg weisen, als dass es um festes Essen geht. Brei und Baby Led Weaning schließen sich also nicht grundsätzlich aus. Aber es ist mit Brei nicht ganz leicht umsetzbar.

Responsives füttern von Brei wenn nötig und Baby Led Weaning wenn möglich

Wenn Du Baby Led Weaning und Brei kombinieren willst, und Dir dabei der Grundsatz des BLW, nämlich das achten auf die Bedürfnisse des Kindes wichtig sind, dann wäre ein möglicher Weg, wann immer es Dir möglich ist, Dein Kind am Familientisch teilhaben zu lassen. Und nur wenn es nötig ist Brei zu geben, diesen dann aber responsiv zu füttern. Das heißt sehr genau auf Hunger-(!) und Sättigungsanzeichen bei deinem Kind zu achten, nicht zum Auf- oder Weiteressen zu drängen (und das geschieht auch oft unbewusst!) oder das Kind beim Essen abzulenken. Das Netzwerk „Gesund ins Leben“ empfiehlt ein responsives Füttern übrigens allgemein für die Beikost und auch für das Füttern mit der Flasche.

Brei selbst essen lassen

Die beste Möglichkeit Brei zu geben und trotzdem den Grundgedanken des Baby Led Weaning zu wahren, ist Dein Baby den Brei selbst essen zu lassen. Du kannst dafür den Löffel mit (bestenfalls nicht zu flüssigem) Brei beladen und gut greifbar vor Dein Baby legen, sodass es sich den Löffel selbst in den Mund stecken kann. Das klappt vor allem am Anfang wahrscheinlich nicht jedes Mal perfekt, aber das wird erfahrungsgemäß sehr schnell besser.

Unbedingt beachten

Egal wie Du vorgehst um die Beikost einzuführen, achte auf diese Punkte:

  • Kein Druck! Versuche nicht Dein Kind zum (Auf-) Essen zu drängen. Auch nicht mit lustigen Reimen oder Spielchen.
  • Essen soll Spaß machen! Essen ist ein sozialer Kontaktpunkt der für unser Leben sehr viel Bedeutung hat. Welche Gefühle wir als Kind damit verknüpfen hat großen Einfluss auf unser Ess-Verhalten im späteren Leben.
  • Lass Dein Kind das Essen anfassen! Selbst wenn Du dich für den normalen Brei-Weg entscheidest, solltest Du deinem Kind die Gelegenheit geben, das Essen anzufassen, um es „begreifen“ zu können. Das Essen kann so deutlich besser kennengelernt werden.
  • Gib weiter Milch nach Bedarf! Wenn Du stillst so stille also weiterhin nach Bedarf. Ganz unabhängig vom Essen, immer dann, wenn Dein Baby es braucht.

Ich hoffe Du konntest mit diesem Beitrag etwas mehr Klarheit gewinnen, wie der richtige Beikost Weg für Dich und Dein Baby aussehen kann. Falls bei Dir noch Fragen offen geblieben sind schreib gerne einen Kommentar mit Deiner Frage und ich beantworte sie so schnell es geht.

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Deine Katharina

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Hi, ich bin Katharina, zertifizierte Stillberaterin, sowie Fachkraft für Babygeleitete Beikost und Ernährungsberaterin für Babys und Kleinkinder und begleite Eltern seit über 6 Jahren auf einem bedürfnisorientierten Weg mit ihren Kindern.


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